Herzlich Willkommen zu den ersten Abschnitten

Theres Schmid - Buch Noch 6 Wochen

Die Diagnose

„Ich bringe sie in das Besprechungszimmer, kommen sie Frau Schmid“. Ich folgte der Krankenschwester und wir betraten nach dem Gang durch den langen Spital-Korridor den Raum, der heute als Besprechungszimmer dienen soll. 

Die Fachperson trat einen Moment später ein und bat mich Platz zu nehmen. „Wir haben während der Operation Gewebe en verschiedenen Stellen entnommen und es zur Prüfung ins Labor geschickt. Die Ergebnisse stehen nun fest: Sie haben überall Ableger und nach unserer Erfahrung – und in ihrem Alter (ich war gerade 33 Jahre alt geworden) – haben sie noch etwa 6 Wochen zu leben, Frau Schmid“.

Ob ich einen Mund offen hatte und den Arzt anstarrte oder was auch immer, nahm ich nicht wahr. Viel mehr spürte ich in mir ein vages Gefühl, das mich denken liess: Wie kann der das überhaupt wissen? 6 Wochen! Ich habe ganz andere Pläne! Ich habe gerade vor 6 Wochen geheiratet und bin dabei, eine Familie zu gründen.

All die weiteren Erklärungen, warum was und wie geschehen könnte und ich wie ich sterben sollte, wollte ich gar nicht mehr hören. Alles in mir drin sträubte sich dagegen. Ich wollte weg und all diese negativen Menschen, die mich nicht kannten und trotzdem mehr über mich und mein Leben wissen wollten, hinter mir lassen. 

Also bat ich darum, eine Weile allein in diesem Raum bleiben zu können. Dies wurde mir gewährt und ich stellt mich ans Fenster, um wieder in Balance zu kommen und das eben Gehörte zu ordnen.

Da fiel mir auf, dass draussen ein Sommer-Gewitter losbrach. Es begann zu regnen wie aus Kübeln und Blitze zuckten über den verdunkelten Nachmittagshimmel. Urplötzlich begann es fast direkt über dem Spitalgebäude zu grollen und zu krachen. Ich dachte, dass der Himmel gerade auf meine Gefühle zu reagieren schien und begann zu weinen. 

Eine klare Entscheidung

Irgendwie verband mich dieses Gewitter mit dem Himmel und ich suchte die Lösung für meine Situation dort oben – weit ausserhalb des menschlichen Denkens. Irgendwann ballte ich meine Fäuste und rief: „Das ist MEIN Leben – ich habe andere Pläne!“

So wie das Gewitter sich allmählich beruhigte, so beruhigte ich mich auch. Ich ging wieder in das Zimmer zurück und legte mich auf mein Bett. Mein ganzer Kampfgeist war geweckt und ich schaute die Ärzte und die Pflegerinnen ab nun mit einem festen und entschlossenen Blick an: Wartet nur – ich habe andere Pläne!

Interessanterweise gingen die meisten Ärzte mir seit diesem Entschluss aus dem Weg oder sie sprachen nicht über meine Krankheit oder die Diagnose, so wie bei den anderen PatientInnen. 2 Wochen nach der Operation entliess ich mich selber aus dem Spital. Dazu musste ich einen „Gefahrenschein“ unterschreiben.

Wieder zuhause begann die spannende Geschichte mit der alles überscheinenden Frage: Wie überlebe ich nun diese 6-Wochen Diagnose?